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  • Ein unschönes Jubiläum setzt Schweizer Internetprovider unter Druck

    Ab dem 1. Juli 2019 wird die erste Schweizer Netzsperre errichtet: Warum das nicht nur falsch, sondern auch gefährlich ist.

    Erinnerst du dich noch?Vor ziemlich genau einem Jahr haben die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürgerdas Geldspielgesetz angenommen. Die Auswirkungen des glasklaren «Ja» treten per Ende Monat in Kraft: Alle Schweizer Internetprovider müsssen ab 1. Juli 2019 für Online-Geldspielanbieter ohne entsprechende Konzession eine sogenannte Netzsperre einrichten.

    Wer ausgesperrt wird, entscheidet die Eidgenössische Spielbankenkommission.Ebenso stellt die Behörde die technischen Spezifikationen dafür bereit. Allerdings tat sie daserst gestern Freitag: Vorher waren während knapp zwei Wochen (zur allgemeinen Erheiterung) nur PDFs mit dem Inhalt «Testpdf» abrufbar. Den über 500 Schweizer Internetprovidern bleiben also knapp zwei Wochen, um eine komplexe Hürde aufzubauen, die selbst mit wenig Technikaffinität wieder übersprungen werden kann.

    Sind Netzsperren gegen ausländische Online-Casinos erst der Anfang?Ich hoffe es nicht. Statt staatlicher Internetzensur, die unerwünschte oder unliebsame Inhalte ausblendet, ist die im vergangenen März beschlossene und gesetzlich verordneteNetzneutralität der richtige Weg, um für Gleichberechtigung im Netz zu sorgen. Denn «Wegsperren» löst ein Probem nicht, sondern macht es nur unsichtbar. Oder anders gesagt: Obwohl in Schweizer Städten kaum mehr randständige Menschen zu sehen sind, gibt es sie immer noch.

    Nutzer*innen wissen selbst, was sie im Internet konsumieren wollenund was nicht. Über 30’000 Botschaften prasseln auf jeden von uns tagtäglich via E-Mail, Social Media und Off- sowie Onlinewerbung ein; und weil diese Masse nicht mehr konsumierbar ist, haben wir selbst angefangen, diese zu zensurieren filtern. Sei es mittels Adblocker, Unsubscriptions von Newslettern oder Unfollows auf Twitter.

    Aufgabe von Marketern ist es deshalb, ihre Botschaften so zu gestalten, dass diese bei den Nutzer*innen ankommen, gelesen und verstanden werden. Das gelingt, davon bin ich überzeugt, zum Beispiel mitkuratierten Inhalten.

    Die Universität Zürich schrieb 2016 in ihrem Gutachten zu Netzsperren für das Geldspielgesetz: «Mit Blick auf den geringen Nutzen und die mit Netzsperren verbundenen Eingriffe in Grundrechte erscheint die Einführung von Netzsperren als problematisch.»

    Deutschlands ehemalige Justizministerin begründet die Ablehnung von Netzsperren so: «Sperren sind unwirksam. Das einzige, was gegen verbotene Inhalte im Netz getan werden kann, wäre sie zu löschen.»

    Ein aktueller Fall aus Österreich zeigt, dass Netzsperren wirkungslos und leicht zu umgehen sind.

    Topics:Kommunikation

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  • Unique Content trotz kuratierten Inhalten – geht das?

    In jedem Marketing-Guide steht, dass deine Inhalte «unique» – also einzigartig – sein müssen, um vom Zielpublikum für gut befunden zu werden. Das ist nicht falsch, aber eben auch nicht die volle Wahrheit.

    Das SchlagwortUnique Contentliefert bei Google über 3 Milliarden Treffer. Scheinbar will alle Welt wissen, was dahinter steckt und wie dieser einzigartige Inhalt denn kostengünstig herzustellen ist. Ich habe zwar nicht alle gefundenen Links angeklickt, aber eins ist sicher: Zaubern kann niemand.

    Es ist zwar unbestritten, dass selbst produzierte, einzigartige Inhalte besser gefunden und dementsprechend besser gelesen werden, als generische, die es schon hundert- bis tausendfach gibt. Tatsache ist aber auch, dass deren Erstellung enorm aufwändig und teuer ist.

    Wofür entscheidest du dich?So richtig glücklich macht keine der drei Varianten. Was also tun?

    Aber warum sollte ich auf bereits vorhandenes Material verlinken, das ich nicht selbst erstellt habe? Untergrabe ich damit nicht meine Kompetenz, wenn unter Umständen sogar auf die Konkurrenz verlinke?

    Das Gegenteil ist der Fall. Es zeugt von Souveränität, Links auf gute Inhalte zu setzen, auch wenn diese ausserhalb der eigenen Kanäle liegen. Es schafft Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Authentizität.

    Matthias Mölleney, Unternehmensberater und Präsident der Zürcher Gesellschaft für Personalmanagement, sagt: «Ein guter Kurator weiss, was relevant ist und kann sich so als Experte auf seinem Gebiet positionieren. Zudem seien kuratierte Inhalte reichweitenstärker und reichhaltiger als jene, die selbst kreiert worden sind. «Die Kombination aus menschlicher wie künstlicher Intelligenz ist entscheidend.» Es brauche jemanden, der Schwerpunkte setzen kann, der wisse, was andere diskutieren. «Eine Maschine kann das heutzutage nur bedingt. Deshalb ist das Kuratieren – eine Maschine findet die Inhalte, der Mensch selektiert sie – einfach sensationell», so Matthias Mölleney.

    Oder anders gesagt: Unique Content trotz kuratierten Inhalten – geht das? Nein,es geht wegen kuratierten Inhalten.

    WHITEPAPERVorteile von kuratierten Inhalten & Content Curation Marketing

    Das Kuratieren von Inhalten spart Unternehmen und Organisationen Zeit und Geld. Wie diese in Ihre Content-Marketing-Strategie passen und welchen Tools sich die besten Inhalte für Ihre Zielgruppen finden lassen, erfahren Sie in unserem Whitepaper.

    Du willst mehr dazu erfahren, wie du passende Inhalte im Internet findest und diese für die eigene Kommunikation auf bestehenden Kanälen, sei es Internet, Intranet, Social Media oder Newsletter nutzt? Dannbuche bei uns eine kostenlose Demound wir erklären dir unter anderem, wie du zeit- und ressourcenschonend kommunizierst und dabei erst noch glaubwürdig und authentisch bleibst.

    Topics:Storytelling,Content Marketing,Kuratieren

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  • Scope Content Suite: die Top 7 Neuerungen

    Mitte September erhielt unsere Software einen komplett neuen Anstrich. Dieser Blogbeitrag zeigt die wichtigsten Neuerungen in der Übersicht und verrät, welche Funktionen auf der Roadmap stehen.

    1. Optisches Erscheinungsbild

    Die Scope Content Suite sieht frischer, moderner und aufgeräumter aus. Wir haben unsere Software einem Redesign unterzogen und präsentieren sie ab sofort in komplett neuem Gewand.

    2. Suchergebnisse übersichtlicher dargestellt

    Wer im «Discover»-Modul eine Suche nach Inhalten durchführt, erhält grössere Vorschaubilder angezeigt. Dazu gibts mehr Platz für Vorschautext, was die Kuratierung der Inhalte angenehmer und effizienter macht.

    3. Kommunikation in Kampagnen planen

    Sie habenneu die Möglichkeit, Projekte anzulegen. Zum Beispiel je eins für die interne und externe Kommunikation oder je eins für die Sommer- und Winterkampagne. Oder alle vier – je nach gewähltemPreisplan.

    4. Kanäle je Publikation wähl- und steuerbar

    Vor der Veröffentlichung einer sogenannten Publikation (zum Beispiel ein Newsletter, der Push zu einer Website oder Social Media) sind die gewünschten Kanäle einzeln wählbar. Zudem lässt sich je Kanal ein separates Publikationsdatum hinterlegen.

    5. Mächtiger Editor multipliziert Möglichkeiten

    Der neue Content Editor erweitert die Möglichkeiten, selbst einen Newsletter zusammenzustellen. Per Drag-and-Drop lassen sich Zwischentitel, Textelemente, Call-to-Actions, längeren Introtexte und die kuratierten Artikel hinzufügen. Und zwar dort, wo diese Elemente hingehören.

    6. Alle relevanten Informationen griffbereit

    Wie war nochmal die URL des kuratierten Artikels und wie lautete seinTitel? Statt zahlreiche Browser-Tabs parallel zu öffnen, zeigt unser – wir nennen ihn aktuell – Inject-Button alle relevanten Informationen im gleichen Fenster auf und fügt diese dort ein, wo sie hingehören.

    7. Blick in die nahe Zukunft

    Auf unserer Roadmap stehen unter anderem folgende Funktionen:

    – Automatische Zusammenfassung und Übersetzung von kuratierten Artikeln für den schnellen Überblick beim Bearbeiten- Verbesserung der Suchergebnisse in «Discover», z.B. «Inbox-Funktionalität»- Automatische Überprüfung von Links, Quellen und Inhalten zur Qualitätssicherung- Redaktionsplan zur besseren Planung der Publikationen- Multiple-Logins für Teams- Workflows und Aufgabenzuweisungen- Whitelabel-Landingpage inkl. Archivfunktion fürIhrePublikationen- und vieles mehr

    Sie möchtenScope kennenlernen?Dann buchen Sie doch eine Demo und wir zeigen Ihnen in nur 15 Minuten, wie unsere Software Ihre Kommunikation verbessert.

    Topics:In eigener Sache,Software

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  • Das weltweit häufigste Passwort ist gleichzeitig das unsicherste

    Die Top 10 der meist genutzten Kennworte lassen einen erschaudern. Aber das Schlimme ist: Selbst komplizierte Passworte mit Zahlen und Sonderzeichen können unsicher sein – wenn sie mehr als einmal genutzt werden.

    123456. Das ist tatsächlich dasmeistverwendete Passwortder Welt. In den Top 10 sind auch andere, ähnlich «sichere» Kombinationen wie 111111, abc123 oder password1.

    Bei vielen Anbietern lassen sich zum Glück derart einfache Passwörter nicht mehr verwenden, weil diese dafür Gross- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen oder sogar all das zusammen voraussetzen. Aber tragen kompliziertere Passwörter tatsächlich zur Sicherheit bei? Ja, aber leider nicht genug.

    Denn es passiert immer wieder, dass Unternehmen oder Organisationen Kundendaten verlieren. Im Internet kursieren seit Anfang 2019 die«Collections #1 bis #5», die insgesamt 2,2 Milliarden E-Mail-Adressen mit den zugehörigen Passwörtern enthalten.

    Von welchen Firmen die Kundendaten aus den Collections stammen, ist nicht bekannt. Von den grössten Leaks der Geschichte betroffen waren unter anderem Yahoo (3 Milliarden Datensätze), Mariott (500 Millionen), Quora (100 Millionen), PlayStation (77 Millionen), Uber (57 Millionen) oder Facebook (50 Millionen).

    Das klingt beängstigend. Das ist es aber nur dann, wenn Sie bei mehreren Diensten dasselbe Passwort nutzen. Die wichtigste – und de facto einzige – Regel für ein sicheres Passwort ist:Verwende es nur ein einziges Mal.

    In den Köpfen der Öffentlichkeit ist das noch nicht angekommen. So glich Microsoft kürzlich die Logins seiner Kundinnen und Kunden mit zuvor genannten E-Mail-Leaks ab und stellte fest:44 Millionen der User nutzen bei Microsoft dasselbe Passwort wie bei mindestens einem anderen Dienst.

    Microsoft informierte alle Betroffenen per E-Mail und setzten deren Kennwörter automatisch zurück. Das ist ungewöhnlich und vor allem in dieser Grössenordnung neu. Der Konzern ist diesen Schritt sicher auch deshalb gegangen, weil die Zugänge im Cloud-Zeitalter zunehmend nicht nur für Hotmail genutzt werden, sondern immer öfter auch für Firmendaten. Deswegen kann schnell ein relevanter wirtschaftlicher Schaden entstehen.

    Dass Firmen künftig nicht mehr umhin kommen, ihre Mitarbeitenden zum Einsatz eines Passwort-Managers zu verpflichten, beweist mit1Passwordein Anbieter entsprechender Software. Dieser richtete sein Geschäft die ersten Jahre nach seiner Gründung ausschliesslich an Privatkunden. Das funktionierte so gut, dass das Unternehmen 14 ungewöhnlich lange Jahre ohne Fremdkapital auskam. Jetzt will 1Password in Enterprise-Produkte und Vertriebswege investieren und sammelte dafür Mitte November 2019 in seiner ersten Finanzierzungsrunde der Geschichte gleich200 Millionen Dollar.

    Verkaufsanstrengungen bei Scope muss 1Password indes nicht mehr unternehmen. Wir setzen den Manager schon lange ein und stellen dank dem integrierten Passwort-Generator sicher, dass jedes Kennwort tatsächlich nur einmalig eingesetzt wird.

    Topics:Konzepte und Strategien,Internet

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  • Was «Voice» verändert und wie Firmen darauf reagieren müssen

    Alexa, Siri & Co. werden immer beliebter. Warum und wie sich Unternehmen auf die Sprachassistenten einstellen müssen.

    Bild:Andres UrenaonUnsplash

    Jeden morgen werde ich von Amazons Alexa begrüsst. «Voice Assistants» sind hierzulande weit verbreitet. Laut einer aktuellenXeit-Studiesoll bereits in jedem fünften Haushalt einer stehen. Ob die Hochrechnung stimmt, ist zwar zu bezweifeln – schliesslich unterstützen die Geräte der wichtigsten Hersteller Amazon, Apple und Google den hiesigen Markt offiziell noch gar nicht.Der Trend zu Sprachsteuerung ist indes unbestritten. Weltweit werden Ende 2019 über 200 Millionen Geräte in Betrieb sein,rechnet Canalys vor.

    Doch was bedeutet die Zunahme für Gesellschaft und Wirtschaft? Nun,in ein paar Jahren wird es völlig normal sein, sich mit Computern zu unterhaltenoder ihnen Befehle zu erteilen. Meine knapp vierjährigen Zwillinge lernten schnell, was passiert, wenn sie «Alexa, mach Musik!» oder «Alexa, Timer für zehn Minuten!» (damit sie wissen, wann der Fernseher ausgeschaltet werden muss) sagen. Sie verinnerlichen:Wozu noch ein Bildschirmgerät zur Hand nehmen, wenn man einfach sagen kann, was man will, und das meist auch tatsächlich passiert?

    Das Beispiel mit meinen Kindern genügt, um zu verstehen, dass derTrend zu «Voice» die Beziehungen zwischen Unternehmen und Privatkunden massiv verändert. Statt einer Google-Suche nach Produkt X, die mehrere Shops, Newsseiten mit Rezensionen, einen Vergleichstest sowie den Wikipedia-Eintrag zu dessen Geschichte auf der ersten Seite liefert, spucken Alexa, Siri & Co. nur den für sie passendesten Treffer.Bäm, the winner takes it all!Wir Empfänger*innen finden das Resultat dann entweder gut – oder glauben, das Gesuchte existiere im Internet nicht, und starten die nächste Abfrage.

    Für Unternehmen hat das Konsequenten. Wer endlich die Umstellung auf «Mobile first» abgeschlossen hat, muss schon wieder weitermachen: «Voice first» steht an. Wie fest pressierts? Wenns nach dem«Voice First Barometer»von Farner Consulting geht: sehr.Ein Viertel der Befragten nutzt bei Kaufprozessen Sprachassistenten, jene auf Smartphones, Uhren und Tablets sind mitgemeint, schon heute. Zum Beispiel, um sich zu informieren, zu vergleichen oder direkt zu kaufen.

    Statt «Turnschuhe kaufen» einzutippen, funktioniert Sprachsuche anders, natürlicher. Wir können ziemlich sicher schon bald fragen«Wo finde ich meine zuletzt gekauften Turnschuhe für unter 200 Franken?»und dürfen aufgrund unserer Kaufhistorie eine passende Antwort erwarten. Nur dass es Websites sind, die erstens die Frage verstehen und zweitens die passende Antwort darauf liefern müssen. Bei «Voice first» gehts in erster Linie also auch um SEO, und ist dementsprechend nicht viel anders als «Mobile first», nur haltetwaskomplizierter.

    Sprachsteuerung wächst rasant. Auf Smartphones ist sie allgegenwärtig, Sprachassistenten in Haushalten werden immer mehr. Kinder lernen rasch, dass sie keinen Bildschirm mehr zur Hand nehmen müssen, um Einkaufslisten zu füllen, Timer zu stellen oder den Musikspieler zu bedienen. Von dort bis zur Recherche vor einem Kauf oder Abschluss desselbigen, ists da nicht mehr weit. Wenn Unternehmen gefunden werden (und nicht ganz von der Bildfläche verschwinden) wollen, müssen sie handeln und ihre Suchmaschinenoptimierung auch an die Art und Weise anpassen, wie mit auch der gesprochenen – statt nur mit der getippten – Sprache gesucht wird.In Hektik ausbrechen muss (noch) niemand, an Voice zu denken, hilft allerdings schon.

    Wir werden künftig nicht mehr nur Content an Bildschirmen vorgesetzt bekommen, sondern uns mit Marken über ihre Angebote unterhalten. Sie müssen für Voice eine eigene, glaubwürdige Stimme entwickeln.

    Wonach suchen User*innen per Sprachbefehlen, wie lassen sich diese antizipieren, wie strukturiere ich die Daten auf meiner Website und was ist speakable Content? Die Antworten auf all diese Fragen liefert dieser Artikel.

    Marketer müssen ihren Brands das Sprechen beibringen. Experten sprechen von einer «Renaissance des Brandings», das nur klappe, wenn sie auf Voice Marketing setzen würden. Dieser Artikel erklärt, wie das funktioniert.

    Eine Plattform für den Austausch unter Corporates, Startups und Interessierten zum Thema «Voice User Interface». Themen sind unter anderem aktuellste Entwicklungen und Voice Use-Cases aus der Schweiz und anderen Ländern.

    Topics:Corporate Communication,Kommunikation,Internet

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  • Video verändert alles, schon wieder

    Der Song «Video killed the Radio Star» feiert heuer sein 40-Jähriges – und ist aktueller denn je: Der Einfluss von Videobotschaften auf die Gesellschaft war noch nie so gross wie heute.

    Stellen Sie sich vor, dass Rezos YouTube-Video«Die Zerstörung der CDU»sowie dieheimlichen Aufnahmenvon Heinz-Christian Strache auf Ibiza wären in anderer Form publiziert worden. Zum Beispiel ganz klassisch in Textform, höchstens garniert mit einem oder zwei Bildern. Wären die politischen Auswirkungen dieselben gewesen? Kaum.

    Belegen kann ich die Theorie natürlich nicht. Aber wenn ich mich selbst und meine Mitmenschen beobachte, stelle ich fest, dass der Konsum von Videos in den letzten 12 Monaten drastisch zu- und jener von Text abgenommen hat. Und was nicht gelesen wird, kann auch keinen Einfluss haben. Die aktuelleSocial-Media-Studie von «Xeit»illustriert das dann beispielsweise so:

    Während Facebook verglichen mit dem Vorjahr an Attraktivität verliert, legen auf Bild- und Video fokussierte Plattformen wie Instagram und YouTube zu. Auch auf LinkedIn, dem laut Studie dritten Gewinner, funktionieren Videos ausserordentlich gut. Doch dessen Zunahme dürfte aber in der Schweiz eher auf das schwächelnde Xing zurückzuführen sein, denn auf Videocontent.

    YouTube ist bei der jungen Zielgruppe zwischen 12 und 19 Jahren besonders stark: Die Plattform ist Leitmedium bei Schüler*innen und kurz davor, WhatsApp von der Spitze der beliebtesten Social Networks zu verdrängen. Laut einer repräsentativen Studie desRats für Kulturelle Bildungin Deutschland wird die Videoplattform von jungen Menschen zur Weiterbildung genutzt, indem sie sich Tipps für Hausaufgaben holen oder bestimmte Themen nochmal anders erklären lassen, als zuvor von der Lehrerin oder dem Lehrer. Trotz fortgeschrittenem Alter hab‘ auch ich das schon getan und mir zeigen aus Mangel an praktischer Erfahrung zeigen lassen,«wie man sich eine Krawatte umbindet».

    Doch die Zunahme des Videokonsums lässt sich für mich auch noch anders erklären. Es ist weder der Bedarf an Nachhilfe, noch die Nahezu-100-Prozent-Smartphone-Abdeckung und schon gar nicht die Ebenso-Nahezu-100-Prozent-4G-Abdeckung in der Schweiz. Beides gibts hierzulande schon länger. Erst die immer grössere werdende Verbreitung von Apples AirPods (und anderen Schnurlos-Kopfhörern) führte zum tatsächlichen Videoboom. Denn ein Video ohne Ton ist, nun ja, wie ein Schinkensandwich ohne Schinken.

    Im öffentlichen Raum (zumindest im urbanen) trägt die kleinen Ohrmusikanten – ohne zu übertreiben – mindestens jede*r Zweite zwischen 15 und 45 Jahren. Vorbei ist das mühselige Entwirren des Kabelsalats, das man sich höchstens bei jedem zehnten Video angetan hatte, das einem in die Timeline gespült worden ist. Nein, die AirPods trägt man, wieRichard Gutjahr es formuliert, wie seine Kontaktlinsen: Jeden Tag, ohne Unterbruch, vom Aufstehen bis zum Zubettgehen.

    Wer kommuniziert, muss also künftig das Format «Video» in seinem Medienmix ein stärkeres Gewicht geben, um überhaupt noch wahrgenommen und gehört zu werden. Sie haben sich bislang nicht oder nur am Rande um Video gekümmert? Zu spät ist es dafür nicht. Immerhin kann können Sie sich ab sofort die – ohnehin viel zu aufwändigen – Untertitel sparen, die bis vor kurzem noch in jedem Clip Pflicht waren. Die bis anhin gültige Begründung «Wegen deinem Video kramt doch niemand die Kopfhörer hervor» ist praktisch hinfällig geworden.

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    Topics:Social Media,Konzepte und Strategien,Kommunikation

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  • Der Team-Turbo Slack ist 20 Milliarden wert – zu Recht?

    Slack ist an der Börse. Peter Hogenkamp schreibt, was das für die Collaboration-Software bedeutet.

    Es war an einem frühen Sonntagmorgen vor bald fünf Jahren, dem 16. November 2015 um 7.34 Uhr.Ich hatte eine Grafik über das rasante Wachstum des Kommunikations-Tools «Slack» gesehen, was jedes Unternehmerherz höher schlagen lässt. Slack war gut eineinhalb Jahre nach dem offiziellen Launch auf rund 280’000 tägliche User gewachsen – so sah das damals aus:

    Quelle:www.hbs.edu

    Wenn das so viele nutzen, kann es ja nicht schlecht sein, dachte ich, probieren wir es also mal für unser kleines Team, damals verteilt auf Lugano, Zürich und Stockholm. Ich registrierte uns bei Slack, die Bestätigung kam wie gesagt um 7.34 Uhr am Sonntagmorgen, und schickte meinen Kollegen (damals noch alles Männer) eine Einladung.

    Vielleicht ist es etwas hoch gegriffen, diesen Prozess eine «Software-Einführung» zu nennen, aber die Tatsache bleibt: In meinem gesamten IT-Leben, das bis in die frühen Neunzigerjahre zurückreicht, habe ich nie zuvor oder danach eine so schnelle und umfassende Adaption erlebt: Ohne jede Begleitkommunikation, Aufmunterung oder Ermahnung meinerseits waren ab Montagmorgen einfach alle dabei. Auf einen Schlag hatten wir nicht nur die zuvor diversen Kanäle für die interne Kommunikation (E-Mail, SMS, WhatsApp, Skype-Chat etc.) buchstäblich über Nacht ersetzt, sondern es wurde auch von einer Minute zur anderen keine einzige interne Mail mehr verschickt.

    Warum erzähle ich das ausgerechnet heute?Vorgestern ist Slack an die Börse gegangen, mit einemrecht fulminanten Start.Das 2014 phänomenal erscheinende Wachstum (die Firmengeschichte in Kürze) ging weiter und weiter; inzwischen sind es zehn Millionen aktive User pro Tag, und die Grafik vom Anfang würde auf der aktuellen Skala wie ein Rundungsfehler wirken:

    Quelle:Slackhq.com

    Und wie verdient Slack sein Geld?Natürlich mit einem «Freemium»-Preismodell, also gratis für Einsteiger, aber irgendwann soll man zahlen. Nun gibt es zahlreiche Beispiele dafür, wie diese Übergängenichtfunktionieren und die User entweder ewig in der Free-Version bleiben und Nachteile in Kauf nehmen – oder die Sollbruchstelle Zahlungspflicht nutzen, um gleich ganz abzuwandern.

    Die Slack-Erfinder haben sich eine ausnehmend kluge Mechanik ausgedacht: «Slack speichert alle Ihre Nachrichten, aber beim kostenlosen Plan können Sie nur die letzten 10.000 Nachrichten sehen und durchsuchen.» Am Anfang ist also alles gratis, aber wenn einmal alle voll dabei sind, werden die älteren Nachrichten ausgeblendet, was man in einem Firmenkontext natürlich nicht gebrauchen kann. So können kleine Hobbyteams Slack gratis nutzen, aber die anderen müssen bald mal die Kreditkarte zücken, was auch wir recht schnell gemacht haben. (Noch zwei Statistiken:95’000 Firmen zahlen, war zum Börsengang zu lesen. Und unser kleines Team hat von November 2014 bis gestern Abendsatte 298’417 Slack-Nachrichten versandt– würden wir uns weigern zu zahlen, wären davon also 96 % verschwunden.)

    Weil die schnelle Adaption mich so nachhaltig fasziniert hatte und ich Slack bis heute für einenagilen «Team-Turbo» für jedes Change-Projekthalte, habe ich Mitte 2016 für das deutsche Medienmagazin Kress Pro eine Kolumne darüber geschrieben, siehehierdas hübsche Original-PDF. Damals habe ich siebeneinhalb Punkte aufgezählt, von denen die meisten immer noch aktuell sind, nur bei einem lag ich sehr daneben:

    Ich hatte mich über Microsoft lustig gemacht, die damals überlegt hatten, Slack zu kaufen, aber es dann doch lieber nachbauen wollten. Ich war überzeugt, die bekommen nie einen gescheiten Slack-Konkurrenten hin, sondern wenn, dann ist es eher Facebook. Beides falsch, wobei ich bekanntlich nicht der einzige bin, derdas fulminante Comeback von Microsoft nicht erwartete. Sie haben ihr Tool inzwischen «Microsoft Teams» genannt und bundlen es gratis mit Office (schlecht für Slack, denn niemand zahlt gern doppelt; andererseits nutzt auch bei weitem nicht mehr jede Firma MS Office), und nach allem, was man hört und sieht, funktioniert es recht gut und ist auch erfolgreich.

    Nun ist Slack also an der Börseund zunächst mal 20 Milliarden wert, eine tolle Geschichte.Manche sagen, das sei zu viel, zumal das Wachstum abflacht, Microsoft und andere wie gesehen Druck machen; andere finden, die ganze Firmen-Messenger-Kategorie sei überbewertet, zumal sie E-Mail nicht wirklich ersetze und auch gewichtige Nachteile habe, insbesondere dass es die Leute konstant von der Arbeit abhalte und einfach diverse weitere Kanäle mit ungelesenen Nachrichten hinzufüge. Alles generell richtig, aber eben nur die halbe Wahrheit, denn man müsste die Produktivitätsgewinne und -verluste nun mal gegeneinander rechnen – wenn man das könnte.

    Vor drei Jahren habe ich Slack-Gründer undCEO Stewart Butterfieldlive in Austin auf der Bühne gesehen, und was er da sagte, hat mich bis heute beeindruckt. Seine Vision für Slack ist es, dass sich nicht nur Menschen gegenseitig Nachrichten zuschicken, sondern dass die gesamte Maschinerie im Sinne eines Chatbots (seitdem zu einemderHype-Themen herangewachsen) auch Informationen sucht, die irgendwo in der Firma herumliegen. Er zitiert eine McKinsey-Studie, dass Knowledge-Worker bis zu 20% ihrer Zeit mit «Looking for information» verbringen, und zwar nicht nach komplexen Informationen, sondern nach einfachen Fakten wie etwa aktuellen Umsatzzahlen, die man in einer anderen Software nachschauen muss. Die Vision vonChat als Integrations-Schnittstelle für alle Informationen in einer Firmaist zweifellos faszinierend.

    Nun kann man wiederum einerseits sagen: Von diesem grossen Wurf, haben wir, trotz 1500 Slack-Integrationen mit diversen Apps, eher wenig gehört in den letzten drei Jahren. Aber andererseits auch: Wenn Slack das Geld von der Börse nutzt, um hier weiter Gas zu geben, scheint noch sehr vieles möglich.

    Aber selbst wenn vorerst noch Menschen untereinander schreiben: Wer Slack immer noch nicht kennt, für den gilt das gleiche wie 2016: einfach mal in einem beliebigen Team-Kontextausprobieren, und sei es, um einem der allgegenwärtigenWhatsApp-Gruppenchatszu entkommen.

    Topics:Konzepte und Strategien,Kommunikation,Scope-Newsletter Peter

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  • mailXpert bietet kuratierte News in Kooperation mit Scope

    Wir verstärken die Zusammenarbeit mit mailXpert und bieten nicht nur den Versand von in Scope generierten Newslettern über den Schweizer Versanddienstleister an, sondern neu auch kuratierte News direkt im Online-Editor von mailXpert.

    Schon seit einiger Zeit können in Scope erstellte Newsletter über den hiesigen E-Mail-Marketing-AnbietermailXpertversandt werden, welcher Schweizer Datenhaltung bietet. Der Newsletter wird wie immer mit und in Scope generiert und editiert und dann für den Versand übertragen zu mailXpert, wo auch die Adressdaten der Abonnentinnen und Abonnenten gespeichert sind. Damit erhalten unsere Kunden eine Schweizer Alternative zu den grossen Anbietern, welche die Kundendaten in den USA oder in der EU speichern.

    Neu finden Kunden von mailXpert direkt im dortigen Online-Editor die Funktion «Kuratierte Inhalte», die wir gemeinsam entwickelt haben. Mit dieser lassen sich aus derzeit zehn verschiedenen Themengebieten von Gesundheit bis Technologie aktuelle Neuigkeiten auswählen und direkt zum Newsletter hinzufügen. Damit ermöglicht mailXpert seinen Kunden, schnell und einfach aktuelle Inhalte zu den eigenen Newslettern hinzuzufügen und diese so aufzuwerten.

    Das neue Modul steht ab sofort allen mailXpert-Kunden für eine Testphase von drei Monaten kostenlos zur Verfügung. Danach lässt sich das «Scope Content Modul» als Option zum mailXpert-Abo hinzubuchen.

    Kuratierte Inhalte im Online-Editor von MailXpert

    Im Gegensatz zu einemAbo direkt bei Scope, bei dem die Themen der kuratierten Artikel auf den Kunden massgeschneidert werden, sind die Themengebiete bei mailXpert vordefiniert. mailXpert-Kunden, die kuratierte Inhalte zu ganz spezifischen Themen wünschen und diese nicht nur in ihrem Newsletter, sondern auch auf verschiedenen Social-Media-Kanälen oder ihrer Website ausspielen möchten, können ein Abo von Scope zu Vorzugskonditionen abschliessen und damit die volle Funktionalität von Scope nutzen. Die reine Distribution des Newsletters kann dank der Anbindung weiterhin über mailXpert erfolgen.

    Dann vereinbaren Sie einen Termin mit uns und wir besprechen Ihre Bedürfnisse und zeigen Ihnen, wie Ihre Kommunikation mit Scope effizienter wird.

    Topics:Newsletter und E-Mail,Content Marketing,Kuratieren,In eigener Sache

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  • Der beeindruckende Relaunch von SPIEGEL ONLINE als DER SPIEGEL

    Aus SPIEGEL ONLINE wurde auch online DER SPIEGEL. Ich bin sehr beeindruckt, zumal ich vor acht Jahren mal etwas Ähnliches gemacht habe – einfach bei weitem nicht so gut. 🙂

    Wann haben Sie das letzte Mal Website «relaunched»? Ging dabei alles glatt? Blieb der Traffic gleich? Oder dauerte es eine Weile, bis alles wieder rund lief, Google die Seiten korrekt indexierte und die User wie auch das interne Team wieder wussten, wo sie klicken sollen?

    Nicht wenige grosse Relaunch-Projekte gehen schief oder holpern zumindest vernehmlich.

    Sie wollenregelmässig solche Beiträge direkt in die Inbox? Dann abonnieren Sieunseren Newsletterzu digitaler Kommunikation.

    Letzte Woche dagegen lief es dagegen rund bei einer der wichtigsten deutschsprachigen Websites, so rund, dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen – zumal das Team den gesamten Prozess über Monate so dokumentiert hat, dass man das Vorgehen fast als Handbuch für Web-Grossprojekte nehmen kann.

    Letzte Woche wurde aus«SPIEGEL ONLINE»auch im Web«DER SPIEGEL», womit man nach gut 25 Jahren die beiden Marken wieder zu einer zusammenführte.

    Man könnte viele Aspekte herausgreifen, aber drei finde ich besonders bemerkenswert:

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    1. Mut zum ganz grossen Wurf

    Die Königsdisziplin ist der Relaunch, bei dem man gleichzeitig einfach alles austauscht: die Marke, das Design, die zugrunde liegende Technologie, die Schnittstellen und Prozesse für die Redaktion. Die meisten klugen Menschen versuchen, diesem «Full System Rewrite» aus dem Weg zu gehen und stattdessen zu etappieren, aber manchmal geht es offenbar nicht anders.

    Beim Spiegel mag man das glauben, wenn man liest, dass sie vorher ein viele Jahre altes Eigenbau-CMS im Einsatz hatten, das sich nur noch im Internet Explorer 11 bespielen liess. Das tut schon beim Lesen weh und hatte die erhebliche Implikation, dass die Print-Redaktion mit ihren Macs sich nicht mal einloggen konnte – ein Konvergenzkiller par excellence.

    Eine wichtige Rolle spielen die aktuelle Gemütslage des Hauses und der Mut zum Risiko, oder umgekehrt: der Grad der Verzweiflung. Da alle Verlage zwar schon sehr lange dran sind an dieser Digitalisierung, aber noch niemand das Ei des Kolumbus gefunden hat, löst meist alle paar Jahre eine neue Generation von digitalen Change-Managern die letzte ab. Die Kurve von Investitions- und Risikobereitschaft oszilliert entlang dieser Zyklen.

    Auch der Spiegel, der in den letzten Jahren vor allem mit zahlreichen Personalwechseln an der Spitze auffiel, hatte sich schwer getan mit digitalen Zahlangeboten, etwa mit inhaltlichen Konzepten wie «Spiegel Daily», das nie richtig zum Fliegen kam, oder halbherzigen Experimenten mit Anbietern wie «Laterpay» und dem anfangs gehypeten und inzwischen als gescheitert geltenden holländischen Micropayment-Portal «Blendle».

    Anfang 2018 fiel dann mit der Verpflichtung vonStefan Ottlitz, geb. Plöchinger, der von der «Süddeutschen Zeitung» als Leiter der Produktentwicklung auf Ebene Unternehmensleitung zurückkam, der wichtige Startschuss ins neue, kompetentere Digital-Zeitalter beim Spiegel. Wobei es natürlich auch vor ihm sicher schon kluge Leute beim Spiegel gab, wieMatthias Streitz– aber wichtig ist, dass die Kompetenz bis in die Spitze reicht.

    Wenn also ein neuer Hoffnungsträger mit der ganz grossen Kelle anrühren und sich bei den Gremien das Budget für «einmal komplett alles neu» abholen will («NextGen» war der interne Projektname), geht das natürlich am besten gleich am Anfang. An dieser Zeitrechnung kann man nebenbei auch ablesen, wie lange so ein richtig grosses Web-Projekt ab dem Zusammentrommeln des Teams und inklusive flankierender Strategie- und Branding-Überlegungen bis zum grossen Launch braucht: gut zwei Jahre.

    Man muss hinzufügen, dass es zwischendurch durchaus schon diverse Neuerungen gab, etwa ab Mitte 2018 das neue Bezahlmodell «Spiegel+», oder viele neue Podcasts, die aber alle etwas reingebastelt wirkten, weil der grosse Wurf eben noch in Arbeit war. Immerhin hatte man somit aber wenigstenseinenwichtigen Pfeiler schon vorgezogen, was aus heutiger Sicht den Vorteil hatte, dass man zusätzlich zum eingangs erwähnten Rattenschwanz von Neuerungen nicht jetzt auch noch ein neues Bezahlprodukt lancieren musste.

    2. Technisches Konzept

    Das neue Spiegel-Dev-Team hat von Beginn an sehr offen gebloggt, auf der externen Online-Plattform Medium; zur Transparenz siehe unten. Nach dem Launch wurde unter dem Titel«Polygon — wie die modulare Architektur des neuen digitalen SPIEGEL funktioniert»das technische Konzept vorgestellt. Wer sich dafür interessiert, sollte es dort nachlesen.

    Von mir als gelerntem Nicht-Techie nur vier Punkte:

    Hinter allem steht ein weiterer frommer Wunsch: Man willnie wieder einen Big-Bang-Relaunch machen müssenwie diesen, gab man im September zu Protokoll, sondern in Zukunft nur noch die erwähnten Module erneuern und austauschen. Ob dieser Wunsch realistisch ist – dass «NextGen» also quasi auch «LastGen» ist – oder ob nicht doch weiter gilt: «Nach dem Relaunch ist vor dem Relaunch», wissen nur die Internet-Götter.

    3. Transparente Kommunikation

    Die Zeitungsverlage empfanden jahrelang als grössten Konkurrenten den anderen Verleger in der Nachbarstadt oder Nachbarzielgruppe, weshalb neue Produkte offiziell immer unter grösstmöglicher Geheimhaltung entwickelt wurden. Natürlich redeten trotzdem alle miteinander, schon wegen der Vermarktung mussten ja die Werbekunden im Loop gehalten werden, so dass es trotzdem nur selten echte Überraschungen gab. Die Geheimniskrämerei führte aber dazu, dass man die wichtige Zielgruppe der Leserinnen und Leser, denen ja das neue Produkt schmecken sollte, nur hinter verschlossenen Türen in Kleingruppen einbinden konnte. Was schade war.

    Heute sind die Konkurrenten natürlich nicht mehr die anderen Verleger, sondern die bekannten Internet-Riesen, und die junge Generation der digitalen Produktmacher ist ohnehin in regem Austausch, man twittert offen, trifft sich an Tech-Branchenkonferenzen; einige organisieren sogar regelmässige Retraiten, an denen sich statt der Chefs die Leute austauschen, die wirklich die Produkte machen.

    Der Spiegel hat die Transparenz besonders weit getrieben mit regelmässigen ausführlichen Posts auf Medium und zum Beispiel einerPräsentation des schon weit gediehenen grafischen Konzeptsbei der Online-Konferenz dmexco im letzten September. Seitdem wusste man zwar noch nicht genau,wannes passieren würde, aberwaskommen würde, war auch öffentlich bekannt.

    Parallel zum technischen Projekt, über das wir hier reden, schaffte es der Spiegel, den gordischen Knoten der Zusammenlegung der Redaktionen von Print und Online zu zerschlagen, was in der Vergangenheit immer wieder für heftige Verwerfungen gesorgt hatte, wie in Schlüssellochmedien wie dem deutschen Meediazu lesen war, weil es nicht nur um Fensterplätze im schönen Spiegel-Gebäude geht (Print sass aussen, Online im Grossraum), sondern nicht zuletzt um Privilegien und Geld.

    Und so entschied man sich, die ständigen Durchstechereien dadurch zu ersetzen, dass man eine interne Mitarbeiter-Information mit vielen wichtigen Weichenstellungen unter dem harmlos klingenden Titel«Ein Jahr Projekt Orange — was wir geschafft haben»komplett verbloggte. Ich kenne Verlage, bei denen diese Offenheit als Sakrileg empfunden worden wäre. Aber es scheint funktioniert zu haben, denn per 1. September wurde die Zusammenlegung der Redaktionen vollzogen.

    Ist diese radikale Transparenz also eine mögliche Blaupause für alle, könnte auch eine Bank so vorgehen? Ich weiss es nicht. Aber je volksnäher eine Marke, desto mehr würde ich zur Offenheit raten – und «Spiegel Online» war für viele Menschen im deutschsprachigen Raum seit Jahrzehnten ihre News-Heimat und fühlte sich fast ein bisschen wie ein Allgemeingut an. Bei anderen wäre die Leserschaft der Blogposts einfach deutlich kleiner, aber ich finde das Konzept: «Wir verraten beinahe alles» nachahmenswert (deswegen machen wir es auch immer mit unserem Scope-Newsletter so; erst letzte Woche haben wir detailliertunsere Statistiken geteilt).

    Mein Fazit

    Wie unschwer zu erkennen ist: Ich bin beeindruckt. Natürlich insbesondere, weil ich etwas Ähnliches, nur viel kleiner, auch schon mal gemacht habe, als wir mit meinem damaligen NZZ-Digital-Team am 12. Juni 2012 die Marke «NZZ Online» (die damals just 15 Jahre alt geworden war) abgestellt haben zugunsten der Gesamtmarke «Neue Zürcher Zeitung».

    Technologisch hatten wir damals sogar durchaus vergleichbare Ideen, haben uns aber dem grossen internen Zeitdruck gebeugt und sind mit einer buchstäblich halbgaren Lösung – Backend neu, Editor uralt – live gegangen. Das damals neue Design, das inzwischen schon dreimal wieder erneuert wurde, mochte nicht mal ich als Verantwortlicher besonders. Und die «Internen» haben wir auch nicht besonders gut abgeholt, wobei die Gräben damals generell noch tiefer waren als heute.

    Für meinen eigenen Seelenfrieden hoffe ich einfach, das könne auch ein bisschen daran liegen, dass seitdem siebenhalb Jahre vergangen sind, in denen die heute involvierten klugen Menschen beim Spiegel-Relaunch in anderen Projekten ein paar Fehler gesehen oder gemacht haben, die sie nun vermeiden konnten. 🙂 Aber im selben Atemzug sage ich auch neidlos: Hut ab!

    WennSiefür eine Website verantwortlich und noch nicht im modularen Nirwana angelangt sind, gilt: Der nächste Relaunch kommt bestimmt. Möge es ein grosser, mutiger, technologisch brillanter und kommunikativ transparenter Wurf werden!

    +++

    Zuletzt noch einige kuratierte Links:

    Alles neu denken — der Prozess hinter dem Relaunch des digitalen SPIEGEL

    Der Master-Post zum Relaunch, in dem alles steht. Wirklich lesenswert – und mit schönen Fotos aus internen Brainstorming Sessions.

    Aus SPIEGEL ONLINE wird DER SPIEGEL. Viel Spaß mit unserem neuen digitalen Angebot auf http://spiegel.de

    Tweet: Animation der letzten grossen Homepage-Designs.

    „SPIEGEL ONLINE“ ist Geschichte – nach Zusammenlegung der Redaktionen folgt Zusammenführung der Marken

    Interessante Einblicke in den Designprozess – die Bildergalerie mit Design-Baukasten lohnt anzuschauen – der von der externen AgenturMake Studiobegleitet wurde.

    Stefan Ottlitz on Instagram: «Szenen dieser Nacht. (Den Timer hatten wir vor einem Dreivierteljahr eingestellt. Und haben das Timing gehalten. #bestesteam»

    Im unten verlinkten Podcast kommt diese Geschichte auch vor: Timer stellen im April auf einen Zeitpunkt im nächsten Januar, nachts um 2.30 Uhr. Wow.

    Spiegel-Entwickler Ole Reißmann über die neue Aufbruchstimmung beim Spiegel

    Ole Reißmann hat vor über zehn Jahren mal für meine Firma Blogwerk gearbeitet – und er ist während des anstrengenden Projekts noch diverse Marathons gelaufen. Cooler Typ.

    Angehaucht und aufpoliert: der Spiegel-Relaunch, bei Unter Zwei – der Medienpodcast

    Wer lieber hört als liest: Interview im Medien-Podcast mit Entwicklungsschef Matthias Streitz und vielen zusätzlichen Details.

    Topics:Digitalisierung,Scope-Newsletter Peter,Projekte,Medien

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